Mühlfellner kennt "Tatort"-Erfolgsformel

Bavaria-Produzent Ronald Mühlfellner hat das Ordnungsbedürfnis der Deutschen als zentralen Erfolgsfaktor für die Krimi-Reihe „Tatort“ ausgemacht. Der gebürtige Österreicher Mühlfellner sagte beim Bayerischen Filmgipfel des Aktionskreises für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft e.V.: „Die meisten Deutschen - das gilt übrigens genauso auch für uns Österreicher! - mögen keine Unordnung. Ein Mord bringt aber genau das mit sich: eine oder mehrere Leichen, ungelöste Konflikte und lauter offene Fragen, die nach einer Auflösung schreien. Am Ende aber ist wieder Ordnung hergestellt: die Illusion wird erzeugt, dass Ermittler diese verworrenen Verhältnisse aufräumen konnten. Das lieben die Zuschauer.“

Mühlfellner zeichnet für zahlreiche „Tatort“-Folgen verantwortlich. Zuletzt lief der Bremen-Tatort „Nachtsicht“ mit dem populären Ermittlerpaar Lürsen und Stedefreund. Rund zehn Millionen Zuschauer schalteten ein, der Marktanteil lag bei 26,7 Prozent. „Nachtsicht“ wurde von TV-Kritikern als „in jeder Hinsicht außergewöhnlich“ (Spiegel online) gelobt. Die Kommissare haben es in „Nachtsicht“ mit einem Serienkiller zu tun, der seine Opfer mit sadistischer Präzision mehrfach mit einem speziell hergerichteten Auto überfährt. „Wir haben im Vorfeld intensiv über diese Art des Mordens diskutiert – und darüber, wie drastisch wir dies zeigen sollten. Am Ende sind wir sicherlich an Grenzen gegangen – aber die Geschichte, die an einen realen Fall in den USA angelehnt ist, hat es erfordert und gerechtfertigt“, sagte Mühlfellner beim Bayerischen Filmgipfel, wo er zusammen mit Schauspieler Elmar Wepper und Regisseur Joseph Vilsmaier (Bild rechts) über Film- und Fernsehtrends diskutierte.

Die Passion für harte Kriminalfilme á la „Tatort“ und „Polizeiruf“ oder Thriller wie „Kennedys Hirn“ hält aber Mühlfellner nicht davon ab, auch romantische Geschichten fürs Fernsehen zu produzieren wie beispielsweise die erfolgreiche Sonntagabend-Reihe „Inga Lindström“, die in Schweden hergestellt wird. „Es ist schon vorgekommen, dass ich mir mit einem ‚Tatort‘ von mir in der ARD und einer ‚Lindström‘-Folge im ZDF am Sonntagabend selbst Konkurrenz gemacht habe“, sagt Mühlfellner, „aber es überwiegt dann nicht etwa Ärger über eine Selbst-Kannibalisierung, sondern die Freude darüber, an einem Abend mehr als 15 Millionen Menschen erreicht zu haben.“

Das nächste große Projekt des Österreichers ist ein großer Eventdreiteiler für das ZDF mit dem Arbeitstitel „Bella Germania“. Aus der Entwicklung der Drehbücher entstand auch eine Romanfassung, die seit Monaten auf der Bestsellerliste steht. Erzählt wird eine deutsch-italienische Familiengeschichte über drei Generationen hinweg. Der Produktionsstart steht kurz bevor. Realisiert wird der TV-Dreiteiler zu großen Teilen auch am Medienstandort Geiselgasteig in den Drehvillen und Kulissenstraßenzügen der Bavaria Film.

Ähnliche Beiträge

Dreh in Schweden: „Inga Lindström: Das Postboot in den Schären (AT)"

Die Liebesfilm-Reihe wird 2017 mit sechs weiteren 90-Minütern von Produzent Ronald Mühlfellner (Bavaria Fernsehproduktion) fortgesetzt.

„Fangschuss“ unter den Top 5-Tatorten seit 1991

Mehr als 14,5 Millionen Zuschauer haben die Tatort-Episode gesehen – ein Marktanteil von fast 40 Prozent im Gesamtpublikum.

37,1 Prozent und 12,69 Millionen Zuschauer: Münster-Tatort mit bestem Marktanteil seit 1993

Der Münster-Tatort „Ein Fuß kommt selten allein“ ist eine Produktion der Bavaria Fernsehproduktion, Niederlassung Köln.