Meet the Team: Christopher (Sound Designer), Patricia (Schnitt-Assistentin) & Christian (Mischtonmeister), D-Facto Motion GmbH
Lieber Christopher, wie wird man Sound Designer bei D-Facto Motion?
Christopher: Ich war schon immer sehr tonbegeistert und habe auch viel mit Musik gemacht, also zum Beispiel produziert und aufgelegt. Ich habe in München Audioproduktion und Audio-Engineering studiert und dort dann auch die D- Facto Motion kennengelernt. Es gab einen Tag der offenen Tür und da hat mein aktueller Chef die Firma und ihre Arbeit vorgestellt und ich dachte mir: Cool, da bewerbe ich mich. Jetzt bin ich Sound Designer und im April schon seit vier Jahren hier.
Patricia, du bist Schnitt-Assistentin bei D-Facto Motion. Wie kam es dazu?
Patricia: Ich habe nach dem Studium der "Audiovisuellen Medien" an der Hochschule der Medien Stuttgart in einer kleinen Firma gearbeitet, die vor allem Imagefilme und Naturdokumentationen produziert hat. Ich wollte dann aber auch mal an größeren Projekten mitwirken. Mich hat Schnitt schon immer interessiert, weil die Arbeit damit sehr vielfältig und kreativ ist. Außerdem kann man im Team arbeiten oder auch mal allein. Ich dachte dann, eine Assistenzstelle wäre schon mal ein guter Einstieg, weil man dann am besten einen Überblick in die verschiedenen Abteilungen gewinnt. Vor etwa 1,5 Jahren habe ich hier angefangen.
Christopher
Christopher: "Ich war schon immer sehr tonbegeistert und habe auch viel mit Musik gemacht, also zum Beispiel produziert und aufgelegt."
Und Christian, welcher Weg hat dich als Mischtonmeister zur D-Facto Motion geführt?
Christian: Ich habe schon früh auf Live-Konzerten als Tontechniker ausgeholfen. Mit Anfang zwanzig habe ich dann als Tonassistenz bei einem Weltmarktführer für Kameratechnik angefangen. Im Vertrag stand: "Dieser Arbeitsvertrag endet mit dem 65. Lebensjahr des Arbeitnehmers." Da habe ich gleich gedacht: "Ich muss was anderes machen." (lacht) Nach diversen anderen Studiengängen habe ich beschlossen Toningenieur zu studieren, habe anschließend nochmal für ein paar Jahre als freier Angestellter gearbeitet und wollte schließlich wieder eine Festanstellung. So bin ich als Mischtonmeister zur D-Facto Motion gekommen.
Worin besteht eure Arbeit?
Christopher: Das umfasst absolut alles, was man, wenn der Film fertig gedreht ist, mit dem Ton machen muss. Das heißt, ich füge die neuen Sounds hinzu, damit ein Film vollständig klingt. Das sind Soundeffekte, Geräusche und Atmos, also zum Beispiel Autos, Türen, Vögel, Wind, ... Jede Arbeit geht dann am Ende zum Mischtonmeister, der das ganze finalisiert. Vor wenigen Wochen erst habe ich selbst meinen ersten Film gemischt. Das war ein großer Schritt für mich: Du bist dann der Letzte, der über diesen Film schaut. Dabei habe ich nochmal viel gelernt.
Patricia: Ich betreue die Editoren und bin sozusagen die Schnittstelle zwischen allen Departments bei D-Facto Motion. Ich kümmere mich um Datensicherung, Exporte, Importe und kommuniziere zwischen Kunden und Mitarbeitern. Manchmal werden zum Beispiel VFX Shots angeliefert, die ich dann an die verschiedenen Abteilungen weitergebe. Oder ein Editor braucht bei der Schnittabnahme noch einen Ton. Dann besorge ich den schnell bei einem Sound Designer wie Christopher und importiere ihn in das Schnittprojekt.
Patricia
Patricia: "Mit einer Assistenzstelle zum Einstieg gewinnt man den besten Überblick über die verschiedenen Abteilungen."
Und die Fäden für den fertigen Ton laufen schließlich bei dir zusammen, Christian?
Christian: Genau. Ich erstelle die fertige Tonspur und mir arbeiten sowohl Sound Editoren als auch Komponisten zu. Sie bereiten alles vor und am Ende wird es hier bei mir in der Mischung zusammengeführt. Das nennt sich dann Vormischung, zur Hauptmischung kommt schließlich der Regisseur dazu, manchmal auch der Komponist oder Produzent. Und dann versuchen wir in der Regel die Vorstellungen des Regisseurs und meine unter einen Hut zu bringen.
Mit wie vielen Personen arbeitet ihr in der Regel zusammen?
Patricia: Eigentlich mit allen. In der Schnittassistenz sind wir in der Regel zu dritt. Daneben arbeiten wir mit verschiedenen Color Gradern und dazu kommen noch einige Cutter, die wir versorgen. Bei Schnittabnahmen sind dann auch mal Produzenten und Regie vor Ort, da ist dann Full House.
Christopher: Während eines Sound Designs arbeite ich größtenteils allein. Wenn ich es an den Mischtonmeister übergebe, sitzen wir ein bis zwei Tage zusammen, um den Film zu mischen. Aber von Patricia oder von den Color Gradern erfahre ich zum Beispiel, wenn es ein neues Bild gibt oder ob sich etwas bei einem VFX Shot geändert hat. In unseren Chat-Räumen ist auch immer was los, weil jeder immer irgendwas von irgendwem braucht.
Christian: Als Mischtonmeister arbeite ich meistens im Team, das ist mir auch wichtig. Hier in München sind wir fünf Leute im Ton, aber wir haben auch Kollegen in Köln, Hamburg, Leipzig und Berlin. Die Projekte werden meist nach Auslastung verteilt, aber oft wollen auch die Kunden mit jemand bestimmtem zusammenarbeiten. So bilden sich dann die Teams bei jedem Projekt neu.
Und bei diesen Projekten trifft man schon auch mal auf Branchengrößen. Wie ist die Zusammenarbeit?
Christian: Wenn man mit Regisseuren zusammenarbeitet, von denen man schon gehört hat und die viele große Sachen gemacht haben, ist natürlich Respekt da. Meistens sind das auch die Regisseure, mit denen es am besten läuft, weil sie einfach schon so viel Erfahrung haben und genau wissen, welche Änderungen welche Auswirkung haben. Ich habe hier bei D-Facto mit dem Schweizer Regisseur Urs Egger einen seiner letzten Filme gemischt. Auch mit Dominik Graf und mit Heinrich Breloer haben wir hier bereits gearbeitet.
Christian
An welchen Genres arbeitet ihr denn besonders gerne?
Christopher: Im letzten Film konnten wir ein sportliches Auto vertonen. Das macht viel Spaß. Dafür schneidet man einen bestehenden Sound so hin, dass er zu diesem Auto passt. Da ich gerne Science-Fiction Filme sehe, hätte ich auch große Lust einmal an so etwas zu arbeiten. Vieles in diesen Filmen existiert nicht wirklich und man kann in der Tonebene viel neues kreieren.
Patricia: Ich mag generell das Genre Thriller. Wenn es um Kriminalfälle oder psychologische Themen geht, dann ist das sehr spannend. Da wir meistens eher an Dramen und Komödien arbeiten, bieten spannende Genre Abwechslung im Arbeitsalltag. Die Cutter sitzen meist länger davor und dann ist es auch für mich interessanter, dabei über die Schulter zu schauen.
Christopher: Wir hatten neulich einen Horrorfilm in der Bearbeitung und alle, die daran gearbeitet hatten, meinten nur: "Gott nein, ich will das nicht sehen!" Ein Kollege war dann gerade am Mischen und ein anderer kam in den Raum, bei einer superspannenden Szene. Und dann ist er total erschrocken. (lacht)
Christian: Jedes Genre hat seine eigenen Reize und Herausforderungen. Bei "leisen" Filmen haben einzelne Geräusche oft eine viel stärkere Wirkung als in Filmen, in denen sowieso die ganze Zeit Action ist. Beides macht Spaß und die Abwechslung zwischen verschiedenen Genres ist eigentlich das Schöne an unserem Beruf.
Man legt die Emotion eines Zuschauers also nicht bei der Arbeit ab?
Christopher: Als Sound Designer muss man sich den Film meistens vorher angucken, damit man weiß, was der Regisseur möchte und damit man sich ein paar Gedanken machen kann. Aber wenn es geht, schaue ich mir den Film noch nicht zu Ende an und bearbeite ihn Szene für Szene. So weiß ich nicht, wie die Geschichte endet. Wer ist der Täter? Kommen sie zusammen oder nicht? Ich bin manchmal ein bisschen traurig, wenn mir jemand die letzte Szene zeigt. Man hat schon etwas mehr Elan, wenn man jeden Tag sagen kann: "Ich möchte heute weiterkommen, weil ich endlich wissen will, wie es ausgeht."
Christian: "Die Abwechslung zwischen verschiedenen Genres ist eigentlich das Schöne an unserem Beruf."
Was nimmst du aus der Arbeit mit in den Alltag, Patricia?
Patricia: Aus dem Studium habe ich Freunde, die manchmal Anfragen für Drehs stellen. Ich habe auch Praktika im Bereich Kamera gemacht und helfe manchmal bei Beleuchtung oder Kamera aus, wenn jemand eine Bewerbung oder Abschlussarbeit vorbereitet.
Trennt ihr Arbeit und Hobby überhaupt noch voneinander, Christopher und Christian?
Christopher: Ich bin Resident in zwei Clubs in Regensburg. Das heißt, ich arbeite dort fest als DJ. Das ist zwar auch Ton, aber doch ganz anders als die Arbeit hier. In der Disco tanzen vielleicht 1.000 Leute und du bewegst dich aktiv. Angefangen hat das vor Jahren als Hobby, mittlerweile ist es aber auch mein Nebenberuf geworden. 2019, also vor der Pandemie, waren es 50 Auftritte in einem Jahr.
Christian: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Früher habe ich auch noch zu Hause am Computer Musik produziert und davor sogar noch in einer Punkband gespielt. Das schaffe ich jetzt zeitlich nicht mehr. Wenn ich die ganze Zeit hier sitze und höre, dann will ich in meiner Freizeit – momentan zumindest – etwas anderes erleben. Aber ich kann nicht ganz abstellen, dass ich auch in meiner Freizeit genau hinhöre, das ist eine gewisse Berufskrankheit. (lacht)
Wenn ihr eurem jüngeren Ich einen Tipp geben könntet: Wie bereitet ihr euch am besten auf euren heutigen Job vor?
Patricia: Für den Schnitt ist es schon gut, wenn man viele Filme gesehen hat und sich verschiedene Techniken aneignet. Wie man mit den Programmen umgeht, die korrekten Formate und Codecs auswählt und richtig exportiert: Das kann schon mal sehr unlogisch aufgebaut sein. (lacht) Aber das lernt man schnell, wenn man es dann täglich benutzt. In meiner Position als Schnitt-Assistenz darf ich demnächst selbst etwas nachschneiden, wo dann auch nochmal ein Cutter drüber schaut. Das bereitet natürlich am besten auf die Arbeit als Cutter vor.
Christopher: Mir hat in der Uni ein Dozent gesagt: Könnt ihr überhaupt zuhören? Und dann sind wir ins Studio gegangen und haben wahnsinnig viel Musik angehört. Wir sollten dabei nicht auf das Vordergründige achten, sondern einzelne Elemente, Effekte und Bearbeitungen bemerken und wie diese eingesetzt wurden. Hinhören - Das war tatsächlich ein wahnsinnig guter Tipp.
Christian: Ja, immer hinhören, was da passiert. Außerdem muss man gut mit Menschen umgehen können und das Gefühl vermitteln, dass man alles im Griff hat. Das Technische muss eigentlich sein wie Autofahren, da darf man nicht mehr viel darüber nachdenken. So hat man mehr Zeit für das Wesentliche: Nämlich in dem Film Dinge zu sehen und zu hören und zu überlegen, was man am besten daraus macht. Der Job hat eine technische, eine soziale und eine kreative Komponente. Das spricht auch so sehr für diesen Beruf.
Christian: "Am Ende ergeben Bild und Ton mehr als die Summe der Einzelteile."
Was sind die Momente in der Arbeit, die euch stolz machen?
Patricia: Wenn man einen Film hochlädt und noch einmal schaut, ob noch irgendwelche Bildfehler drin sind. Und wenn da dann alles gepasst hat, dann ist das gut. Es ist auch schön, wenn man eine Aufgabe bekommt, die man vorher noch nie gestellt bekommen hat. Ich musste neulich einen Kinofilm untertiteln. Es war ein echtes Erfolgserlebnis, dass ich mich da selbst eingearbeitet habe. Bei einem der letzten Projekte kam auch die externe Cutterin zum Abschluss ins Büro und hat Gutscheine, Schokolade und Blumen vorbeigebracht.
Christopher: An sich mache ich keinen Ton, damit er beispielsweise dem Regisseur gefällt, sondern es ist meine kreative Arbeit, mein Signature Sound, den ich da einbringe. Wenn man dann in der Mischung sitzt und merkt, es geht schnell voran, Regisseur und Mischtonmeister haben alles, was sie brauchen, dann ist das super. Es ist einfach eine Erleichterung und ein schönes Gefühl, wenn man einen fertigen Film hat. Das Projekt ist abgeschlossen. Man muss diesen Film nicht noch zum 81. Mal angucken. Und wenn ein Regisseur zurückkommt und sagt: "Hey, du hast es letztes Jahr echt gut gemacht, mach es doch dieses Jahr wieder." – Mehr Lob gibt es eigentlich nicht.
Christian: Meine Arbeit hängt sehr viel von der Vorarbeit meiner Mitarbeiter und Kollegen ab. Und stolz oder besser gesagt am glücklichsten bin ich, wenn ich in der Mischung das Gefühl habe, es passt alles zusammen. Das ist der Moment, wo mir mein Job am meisten Spaß macht. Man sagt beim Filmton immer: Am Ende ergeben Bild und Ton mehr als die Summe der Einzelteile.
Interview: Martin Brückle