Retrospektive im Filmmuseum München: Fünf Produktionen aus der Bavaria-Historie

München – Nach einer erfolgreichen Retrospektive im vergangenen Monat zeigt das Filmmuseum München anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Bavaria Film eine weitere Retrospektive im April. Dafür wählten die Organisatoren fünf Filme aus, die Ende der 1960er Jahre bis Anfang der 1980er Jahre entstanden sind.

Stefan Drößler, Filmhistoriker und Direktor des Filmmuseums München: "Alle fünf Titel sind im Kino und Fernsehen sehr selten zu sehen und nicht auf DVD oder Blu-Ray erschienen. Sie stehen für eine bisher zu wenig beachtete Phase in der Geschichte der Bavaria, in der insbesondere durch die Zusammenarbeit mit dem WDR Filme entstanden, die auch im Kino reüssierten, mit Preisen ausgezeichnet wurden und die Entwicklung des Neuen Deutschen Films voranbrachten."

Der Fokus der Januar-Retrospektive lag auf Produktionen der 1919 gegründeten Münchner Lichtspielkunst, kurz: Emelka, dem "Ursprungsunternehmen" der Bavaria Film. Die April-Retrospektive widmet sich nun Produktionen aus der Zeit der Bavaria Atelier. So hieß die heutige Bavaria Film von 1959 bis 1987. Gezeigt werden die Kinofilme "Al Capone im deutschen Wald", "Mathias Kneißl", "Jaider, der einsame Jäger", "Bolwieser" und "Eisenhans". Die Filme verbindet das zentrale Thema "Heimat".

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Al Capone im Deutschen Wald

In "Al Capone im Deutschen Wald" ist Rainer Werner Fassbinder (r.) in seiner ersten größeren Filmrolle zu sehen.

© Bavaria Film

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Al Capone im deutschen Wald (9. April 2019, 21:00 Uhr)
In dem Film von 1969 über eine Bande von Kumpeln, die tagsüber brave bürgerliche Existenzen führen, jedoch nachts raubend und brandschatzend durch die Dörfer ziehen, ist Rainer Werner Fassbinder in seiner ersten größeren Filmrolle zu sehen. Regie führte Franz Peter Wirth, das Buch stammt von Peter Adler.

Mathias Kneißl (10. April 2019, 21:00 Uhr)
Reinhard Hauff verfilmte 1971 die Geschichte des 27-jährigen Mathias Kneißl, der 1902 in München hingerichtet wurde. Kneißl, ein Wilddieb und Räuber, wird lange Zeit von der Polizei gejagt und entkommt dieser immer wieder, weil verarmte Bauern und Landknechte ihn auf seiner Flucht vor dem Gesetz unterstützen. Das Buch stammt von Martin Sperr und Reinhard Hauff.

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Jaider, der einsame Jäger

Gottfried John spielte 1971 seine erste Hauptrolle als wortkarger Kriegsheimkehrer und Desperado "Jaider".

© Bavaria Film

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Jaider, der einsame Jäger (12. April 2019, 21:00 Uhr)
Gottfried John spielte 1971 seine erste Hauptrolle. Unter der Regie von Volker Vogeler, der zusammen mit Ulf Miehe auch das Drehbuch schrieb, tritt John als wortkarger Desperado auf. Die Geschichte spielt im Jahr 1871 als Jaider nach dem Krieg gegen Frankreich in seine Heimat zurückkehrt und dort dem Jagdaufseher des Grafen und seinen Schergen einen Privatkrieg liefert. Der Filmkritiker Wolfgang Limmer schrieb 1971: "'Jaider' ist ein brilliantes Stück Kino. Vogeler hat den Heimatfilm nicht auf den Kopf gestellt, wie er sagt, sondern ihn erst richtig auf die Beine gestellt."

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Bolwieser

In Rainer Werner Fassbinders "Bolwieser" wird die Geschichte eines pflichtbewussten und unterwürfigen Bahnhofsvorstehers erzählt, der sich nicht eingestehen will, dass seine Frau fremdgeht.

© Bavaria Film

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Bolwieser (13. April 2019, 21:00 Uhr)
Rainer Werner Fassbinder machte als Regisseur und Drehbuchautor aus dem gleichnamigen Roman "Bolwieser" von Oskar Maria Graf 1977 einen zweiteiligen Fernsehfilm, erst 1983 kam es zur Uraufführung der Kinofassung. Erzählt wird die Geschichte eines pflichtbewussten und unterwürfigen Bahnhofsvorstehers, der sich nicht eingestehen will, dass seine Frau fremdgeht. Die komplizierten Kamerafahrten und Einstellungen des Films setzte der renommierte Kameramann Michael Ballhaus um.

Eisenhans (14. April 2019, 21:00 Uhr)
Der Kinofilm von 1983 befasst sich mit einer Vater-Tochter-Inzestgeschichte um einen einfachen und grobschlächtigen LKW-Fahrer und dessen debile Tochter. Für seinen mehr märchenhaft denn als sozialkritisch erzählten Film erhielt Regisseur Tankred Dorst, der das Drehbuch gemeinsam mit Ursula Ehlers schrieb, 1983 den Literaturpreis der bayerischen Akademie der Schönen Künste.

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