"Immer wieder neue Erkenntnisse bieten": 200 Folgen "Wissen vor Acht - Natur"
Wie Wissenschaft in zweieinhalb Minuten für ein breites Publikum aufbereitet wird, erzählt Executive Producer Andrea Partscht im Interview.
Liebe Frau Partscht, in zweieinhalb Minuten die Welt erklären - wie schaffen Sie das?
Andrea: Damit es wirklich zweieinhalb fundierte, gut recherchierte und unterhaltsame Minuten werden, sind ein gutes Team und jede Menge Arbeit nötig. Wir starten mit der Themenauswahl und versuchen damit so nahe wie möglich an der Lebenswelt der Zuschauerinnen und Zuschauer zu sein. Danach geht unser Team rund um unseren Producer Christian Schuierer und Redakteurin Laura Idel an eine ausführliche Recherche, die intern in unterschiedlichen Runden immer wieder intensiv diskutiert wird. Es ist natürlich eine Gratwanderung: Seitenlange Studien für Zweieinhalbminüter aufzubereiten, birgt das Risiko, dass wichtige Aspekte auf der Strecke bleiben. Deshalb sind wir während der gesamten Recherche im engen Austausch mit Expert*innen, die selbst in den jeweiligen Themengebieten forschen. Wir können natürlich nicht so in die Tiefe gehen, wie es beispielsweise in einer 45-minütigen Doku möglich wäre. Das macht aber auch den Reiz von "Wissen vor Acht" aus: kurz und knapp Fakten vermitteln.
Dann kommt auch dem Schnitt sicher eine große Rolle zu.
Dort stehen uns zum Glück alle Möglichkeiten von modernem Fernsehen zur Verfügung, sodass wir die Fakten entsprechend bebildern können. Anschauliche Grafiken und hochwertiges Footage illustrieren komplexe naturwissenschaftliche Vorgänge. Darüber hinaus lebt das Format aber vor allem auch von den lustigen Inszenierungsideen unseres Regisseurs Thomas Schwendemann. Ein weiterer wichtiger Faktor ist unser Moderator Thomas D. Ich muss schon zugeben: Wir haben wirklich Spaß daran, ihm dabei zuzuschauen, wie er etwa im Dracula-Kostüm die Echo-Ortung von Fledermäusen erklärt oder im Tutu das Schwarmverhalten von Fischen vortanzt! (lacht)
Das hört sich nach einer sehr guten Zusammenarbeit und einem sehr guten Verhältnis an.
Die Arbeit mit Thomas empfinde ich als unglaublich angenehm – und ich denke, da spreche ich für das gesamte Team. Er ist offen für jede noch so lustige Inszenierungs-, und natürlich Kostüm-Idee, die wir ihm auferlegen und geht jedes Mal voll und ganz in seinen Rollen auf! Er arbeitet sich intensiv in die Themen der Staffel ein und steht im engen Austausch mit unserer Redaktion. Anmerkungen seinerseits lassen wir dann gerne auch in den Moderationstext mit einfließen. Wir haben gerade die 200. Folge von "Wissen vor Acht – Natur" abgedreht und gefeiert, und klar: Nach so langer Zeit sind wir alle ein eingespieltes Team. Ich finde, diese lockere Arbeitsatmosphäre und den Spaß, den wir alle am Set haben, merkt man dem Endergebnis dann auch deutlich an!
Wie wählen Sie die Themen für die Sendung aus und was sind die Kriterien dafür?
Das Kernthema "Natur" bietet eine schier unendliche Auswahl an interessanten Aspekten. Deshalb definieren wir, in Absprache mit dem WDR, verschiedene Themengebiete, die uns als grobe Leitlinie dienen. In dieser Staffel sind das die Tier- und Pflanzenwelt, Naturphänomene und Bionik. Zwar kein Ausschlusskriterium, aber eine wichtige Voraussetzung für die Auswahl unserer Themen ist die aktuelle Relevanz – am liebsten haben wir Themen, an denen gerade geforscht wird. So versuchen wir, den Zuschauer*innen immer wieder neue Erkenntnisse zu bieten. Und das mit Themen, die diese auch betreffen oder an die sie leicht anknüpfen können – ein weiteres Kriterium, auf das wir in dieser Staffel besonderen Wert gelegt haben.
Haben Sie ein Beispiel?
Ein gutes Beispiel für diese zeitliche und lokale Relevanz ist unsere Folge über Polarlichter. Im März 2023 waren sie in Deutschland zu beobachten, und da fragt man sich natürlich: Warum? Das ist dann unser Aufhänger, der sofort Interesse weckt, und wir steigen in die naturwissenschaftliche Erklärung ein: Wie entstehen Polarlichter überhaupt? Das Beispiel beschreibt super den Prozess, wie wir so ein Folgenthema finden.
Welche Rolle spielt das Fernsehen aus Ihrer Sicht bei der Förderung von Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit? Welche Bedeutung kommt dabei "Wissen für Acht - Natur" zu?
Als Fernsehmacherinnen und Fernsehmacher haben wir die großartige Chance, die breite Öffentlichkeit für unsere Umwelt und Natur zu begeistern und zu sensibilisieren – und das durch verschiedenste Formate. Wir können komplexe Umweltprobleme und -vorgänge anschaulich bebildern und simpel runterbrechen – und noch viel wichtiger: eine Plattform für einfallsreiche Lösungsansätze bieten. "Wissen vor Acht – Natur" kennt in Deutschland fast jeder. Durch den Sendeplatz in der ARD jeden Dienstag genau vor der Tagesschau haben wir die Möglichkeit, sehr viele Zuschauer*innen zu erreichen. Wenn wir es dann noch schaffen, mit gutem Storytelling und einer spannenden Inszenierung unsere Zuschauerinnen und Zuschauer über relevante Themen zu informieren, haben wir alles richtig gemacht.
Wie umweltbewusst, also: nachhaltig, wird "Wissen vor Acht - Natur" selbst produziert?
Wir tun in der Staffelproduktion unser Bestes, um "Wissen vor Acht – Natur" – passend zum Formattitel – möglichst nachhaltig zu produzieren. Das fängt bei den kleinen Dingen an: Bei der Verpflegung des Teams achten wir darauf, dass immer vegane Alternativen angeboten und möglichst viele Bio- und Fairtrade-Produkte verwertet werden. Am Set nutzen wir Recup-Becher statt Einwegplastik und setzen auf Recyclingprodukte. Die Kolleginnen und Kollegen aus München reisen überwiegend mit dem Zug an, und vor Ort nutzen wir weniger Produktionsautos und bilden Fahrgemeinschaften. Wir alle wissen aber auch, dass da noch viel Luft nach oben ist. Wir arbeiten daran, die Produktion mit jeder Staffel ein deutliches Stück nachhaltiger zu machen. Und ich glaube, dass wir besonders in diesem Bereich vieles voneinander mitnehmen könnten, quer über die Formate hinweg.
Liebe Frau Partscht, vielen Dank für das Gespräch!