Förderpreis-Gewinner: "A Pure Place", "Mein Sohn", "Nahschuss" und "Heikos Welt" ausgezeichnet
München – Die Preisträger des von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank gestifteten und im Rahmen des Filmfest München verliehenen Förderpreis Neues Deutsches Kino stehen fest. Der mit insgesamt 70.000 Euro dotierte Preis wurde am Freitagabend, 9. Juli 2021, in vier Kategorien verliehen. Durch den Abend führte Sandra Rieß.
In diesem Jahr qualifizierten sich Filmschaffende aus zehn Filmen, die auf dem Filmfest München ihre Premiere feiern, für den Förderpreis Neues Deutsches Kino. Im Wettbewerb um den Förderpreis sind alle Regisseur*innen, Produzent*innen, Drehbuchautor*innen und Schauspieler*innen, deren Spielfilme für die Reihe Neues Deutsches Kino ausgewählt wurden, sofern es sich um ihren ersten, zweiten oder dritten abendfüllenden Kinospielfilm handelt. Bei Produzent*innen darf es höchstens der sechste Film sein. Die von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ-Bank gestiftete Auszeichnung zählt zu den wichtigsten Nachwuchspreisen in Deutschland und wird zweimal im Jahr, auf dem Filmfest München und auf den Hofer Filmtagen, vergeben.
Die Jury des 2021 zum 32. Mal im Rahmen des Filmfest München vergebenen Preises bildeten: Sophie von Kessel (Schauspielerin), Komi M. Togbonou (Schauspieler und Münchner Kammerspiele-Ensemblemitglied) und Barbara Mundel (Intendantin der Münchner Kammerspiele).
Vergeben wurde der Preis im Innenhof der HFF München, wo im Anschluss zur Verleihung der Gewinner-Film "Heikos Welt" gezeigt wurde. "kinokino", das Filmmagazin des Bayerischen Rundfunks, berichtet von der Preisverleihung des Förderpreises Neues Deutsches Kino und stellt die Gewinnerfilme vor.
© Filmfest München/Koch Films
© Filmfest München/Koch Films
Förderpreis Neues Deutsches Kino REGIE (30.000 Euro): Nikias Chryssos für "A Pure Place"
"A Pure Place" erfüllt der Jury zufolge alles, wofür Kino stehen sollte: "Durch eindrucksvolle Bilder, die vor Phantasie strotzen, und Bilder, die mit filmischen Effekten aufgeladen sind, wurde uns wieder klar, was man vom Kino erwarten darf: Alles, was fehlt, vielleicht im Leben jedes einzelnen!"
Zum Inhalt: Statt an "schmutzigen Gedanken" sind die Sektenmitglieder in "A Pure Place" an der absoluten Reinheit interessiert. Die Geschwister Irina und Paul wollen sich aus den Fängen der Sekte befreien und stellen sich dabei deren Anführer Fust (Sam Louwyck).
Reinlichkeitsmythen werden in "A Pure Place" in der Person eines Sektenführers verdichtet: Produzent Nikias Chryssos geht auch in seinem zweiten Film, nach "Der Bunker", einen intensiven eigenen Weg – mit Belgiens Star Sam Louwyck im Zentrum.
© Filmfest München/Warner Bros. Entertainment GmbH
© Filmfest München/Warner Bros. Entertainment GmbH
Förderpreis Neues Deutsches Kino PRODUKTION (20.000 Euro): Miriam Düssel für "Mein Sohn"
In dem Roadmovie entwickelt sich "eine sehr authentische Erzählung zwischen zwei Generationen, die scheinbar nichts miteinander anfangen können, sich aber trotz allem innig lieben", heißt es in der Jurybegründung. "Diese psychologisch sehr fundierte Geschichte über eine extreme Mutter-Sohn-Beziehung ist modern, zeitgemäß und besonders berührend."
Zum Inhalt: In dem Drama begibt sich eine verzweifelte, in ihrer Art eingefahrene Mutter (Anke Engelke) zusammen mit ihrem im Rollstuhl sitzenden Sohn (Jonas Dassler) auf einen Roadtrip durch ein ungewohntes Deutschland.
Der Mutter-Sohn-Roadmovie ist der zweite Kinofilm von Produzentin Miriam Düssel. Ihr Leinwand-Debüt feierte sie 2018 mit dem historischen Drama "Das schweigende Klassenzimmer".
© 2019 Filmfest München / Franziska Stünkel/alamode film
© 2019 Filmfest München / Franziska Stünkel/alamode film
Förderpreis Neues Deutsches Kino DREHBUCH (10.000 Euro): Franziska Stünkel für "Nahschuss"
Es gehe in "Nahschuss" um eine wichtige deutsche Geschichte, die schockierend und irritierend das autoritäre Regime der DDR beschreibt, so die Jury. Franziska Stünkel verdiene diese Auszeichnung, weil es "zur Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte" gehöre, "auch das Unerhörte, das Unausgesprochene, das Ungesehene und das Verdrängte hörbar und sichtbar zu machen."
Zum Inhalt: In "Nahschuss" spielt Lars Eidinger den DDR-Karrieristen Werner Teske, der zwar in der Stasi immer weiter aufsteigt, aber schnell mit seinen Taten zu hadern beginnt.
Franziska Stünkel schrieb mit "Nahschuss" ihr zweites Drehbuch für einen Kinofilm. Ihr erstes Drehbuch kam mit dem Kinofilm "Vineta" auf die große Leinwand.
© Filmfest München/Mutter & Vater Productions GmbH
© Filmfest München/Mutter & Vater Productions GmbH
Förderpreis Neues Deutsches Kino SCHAUSPIEL (10.000 Euro): Martin Rohde für "Heikos Welt"
In der Jury-Begründung heißt es: Hauptdarsteller Martin Rohde sei eine feine Gratwanderung gelungen, die seiner Figur Würde und Witz verleiht. Die Geschichte mache aus einem ewigen Verlierer einen kleinen Sieger. Und "wie Martin Rohde das spielt, uneitel, präzise, anrührend, mit Witz und glaubhafter Verbundenheit zu der Welt des Darts, der Currybuden und Eckkneipen und ihren Menschen – das halten wir für absolut sehenswert".
Zum Inhalt: Heiko zieht Darts spielend durch die Berliner Bars, um Champion zu werden. Doch so richtig gut ist er erst, wenn er ein paar Bier und "Futschis" intus hat. Seine Motivation: Er braucht das Preisgeld für die Augen-Operation seiner Mutter.
"Heikos Welt" ist der erste Auftritt von Martin Rohde in einem Kinofilm. Als Heiko165 tritt der Schauspieler in ähnlicher Rolle als echte "Berliner Atze" auf YouTube und Instagram auf. Inszeniert wurde das Berliner Drama von Dominik Galizia.