Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025: "Karla" und "Sechswochenamt" gewinnen doppelt

Heute Abend ist der Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 im Rahmen des 42. Filmfests München verliehen worden. Die Jury zeichnete Christina Tournatzés für ihren Film "Karla" als beste Regisseurin aus. Jacqueline Jansen sicherte sich den Preis in der Kategorie "Produzentische Leistung" für "Sechswochenamt". Yvonne Görlach hat den Preis in der Kategorie "Bestes Drehbuch" sowie das Mentoring-Programm bei Thomas Kren (Development Executive, Bavaria Fiction) gewonnen. In der Kategorie "Beste Schauspielerische Leistung" wurde Magdalena Laubisch für ihre Rolle in "Sechswochenamt" ausgezeichnet.

Der Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 wird von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank gestiftet. Durch die Veranstaltung an der HFF München führte Moderatorin Sandra Rieß. Zur dreiköpfigen unabhängigen Jury gehörten in diesem Jahr Erol Afşin (Regisseur/Schauspieler), Jan-Ole Gerster (Regisseur/Autor) und Liliane Amuat (Schauspielerin). Erneut gab es in der Kategorie "Drehbuch" zusätzlich ein Mentoring zu gewinnen, das von Thomas Kren (Development Executive, Bavaria Fiction) betreut wird. Erstmals erhalten dieses Jahr beim Filmfest München Produzent*innen, deren Werk den Förderpreis Neues Deutsches Kino in der Kategorie "Beste Produktion" gewinnt, eine Referenzförderung der Filmförderungsanstalt (FFA) in Höhe von 50.000 Referenzpunkten. 

Der Förderpreis Neues Deutsches Kino ist insgesamt mit 70.000 Euro dotiert und zeichnet herausragende Leistungen aufstrebender Talente in den Spielfilmen der Reihe Neues Deutsches Kino des Filmfest München aus.

Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 "Regie" (30.000 Euro): Christina Tournatzés für "Karla"

Die Jurybegründung: "Gleich mit ihrer ersten Spielfilm-Regie wagt sich Christina Tournatzés an das Unsagbare und das Unzeigbare. Und doch gelingt es ihr mit bemerkenswerter Sensibilität und ausgeprägtem erzählerischen Gespür, Worte und Bilder zu finden – und dem dunkelsten Abgrund Mut und Menschlichkeit entgegenzusetzen. Christina Tournatzés vertraut auf die Kraft des Kinos, die sich in 'Karla' oft aus dem Auslassen und der Projektion speist – und gerade dadurch das Publikum von der ersten Einstellung bis zum Schluss sowohl emotional als auch moralisch verstrickt. 'Karla' ist ein Film, der lange nachhallt – inszeniert mit filmischer Intelligenz, großem Herz und einer tiefen Bewunderung für seine Heldin. Eine Bewunderung, die sich auf das Publikum überträgt..."

Zum Inhalt:

1962, Deutschland: Die zwölfjährige Karla stellt sich mutig einer Welt entgegen, in der Kinder schweigen sollen. Sie widersetzt sich der Macht ihres Vaters, dem Schweigen ihrer Familie und einer Gesellschaft, die lieber wegsieht als zuhört. Karla bleibt nicht stumm – sie spricht, klagt an und verändert damit mehr, als sie je für möglich gehalten hätte.

Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 "Produzentische Leistung" (20.000 Euro): Jacqueline Jansen für "Sechswochenamt"

Die Jurybegründung: "Es gibt Filme, die unter besten Bedingungen entstehen: mit Förderung, Senderbeteiligung, Hochschulen – und Freund*innen, die an einen glauben. Doch manche Filme entstehen nicht aus einem System heraus, sondern aus einem inneren Drang. Es ist schwer, einen Film zu machen – und noch schwerer, ihn allein zu beginnen: ohne Geld, ohne Rückhalt, nur mit der eigenen Überzeugung. Doch irgendwann braucht es Mitstreiter*innen, ein Team, das mitträgt, mitdenkt, mitmacht – oft unter Zeitdruck, in Unsicherheit, aber mit Würde. Ein solcher Film ist 'Sechswochenamt'. Getragen von einem kleinen Team und angetrieben von Leidenschaft, erzählt er mit einer signifikanten emotionalen Dichte von Trauer, familiären Spannungen und Sprachlosigkeit. Die Reduktion auf das Wesentliche bringt eine Tiefe hervor, die berührt – roh, echt und menschlich."

Zum Inhalt:

Während die Welt sich als Folge der COVID-Pandemie abschottet, muss Lore einen schmerzhaften Verlust bewältigen: Ihre Mutter ist gestorben. Zurück in der Kleinstadt Erkelenz in NRW, kämpft sie gegen festgefahrene Familienstrukturen und eine lähmende Bürokratie. Vor allem muss sie einen Weg finden, den Tod zu verarbeiten und sich von ihrer Mutter zu verabschieden.

Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 "Drehbuch" (10.000 Euro): Yvonne Görlach für "Karla"

Die Jurybegründung: "Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt Yvonne Görlach die Geschichte von Karla, einem 12-jährigen Mädchen, die sich mutig gegen alle Konventionen und eine Gesellschaft beziehungsweise eine von Männern dominierte Welt stellt, anklagt und für Gerechtigkeit und ihre Würde kämpft. Mit großer erzählerischer Intuition, ohne gängige Muster zu bedienen, behandelt die Autorin diese Geschichte und ihre Figur mit viel Respekt und Empathie. Sie lässt sich Zeit, spart aus, illustriert nicht, ist nie kitschig, deutet an und lässt vieles weg, was nicht sagbar ist, aber in unserer Phantasie stattfindet und uns umso mehr bewegt. Ein Drehbuch, das seinen Figuren vertraut. Das auf die Kraft der Stille setzt. Und auf das, was unausgesprochen bleibt und lange nachhallt."

Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 "Schauspiel" (10.000 Euro): Magdalena Laubisch für "Sechswochenamt"

Die Jurybegründung: "In dem Film 'Sechswochenamt' von Jacqueline Jansen begleiten wir Lore durch die ersten Tage nach dem Tod ihrer Mutter. Sie kämpft gegen absurde Bürokratien, die pandemiebedingte Isolation und ihre eigene Trauer an. Magdalena Laubisch spielt diese Figur ohne Sentimentalität, mit stiller Kraft, großer Präzision und beeindruckender Durchlässigkeit. Scheinbar unaufwändig nimmt sie uns mit auf diese Reise, Ihr Spiel ist intim, aber nicht privat. Manchmal erscheint ihre Haut fast durchsichtig, als könne man in sie hineinsehen."

"kinokino", das Filmmagazin des Bayerischen Rundfunks, berichtet von der Veranstaltung und stellt die Gewinnerfilme vor. "Kinokino extra" wird am Sonntag, 6.Juli 2025, um 18:00 Uhr in 3sat ausgestrahlt und um 23:15 Uhr im BR Fernsehen.

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