"Das Art Department ist der perfekte Partner"
Das Art Department der Bavaria Studios blickt zurück auf einen erfolgreichen Renovierungsprozess des "Castello dei Medici" im Europa-Park. Ein Gespräch mit Daniel Knigge, dem Leiter des Projektes.
© Europa-Park
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Es wurde gesägt, geschraubt, gemalt: Nach einer intensiven Renovierungsphase hat das Geisterschloss "Castello dei Medici", ein Klassiker im italienischen Themenbereich von Deutschlands größtem Freizeitpark, wieder seine Tore geöffnet.
Das Art Department der Bavaria Studios hat der 1982 eröffneten Familienattraktion neuen Glanz verliehen, dabei aber ihren Charme bewahrt.
Im exklusiven Interview gibt Projektleiter Daniel Knigge Einblicke in die aufwendigen Renovierungsarbeiten.
© Bavaria Studios - v.l.n.r: Daniel Knigge (Projektleiter), Friedhelm Bixschlag (Geschäftsführer Bavaria Studios), Johannes Valicek (Projektleitung)
© Bavaria Studios - v.l.n.r: Daniel Knigge (Projektleiter), Friedhelm Bixschlag (Geschäftsführer Bavaria Studios), Johannes Valicek (Projektleitung)
Lieber Daniel, wie lange hat der gesamte Umbauprozess der Geisterbahn gedauert und wie kann man sich diesen Prozess vorstellen?
Die ersten Besprechungen fanden im November 2023 statt, gefolgt von einer intensiven Phase der Kostenschätzung und Planung im Dezember. Zum Saisonende des Europa-Parks Anfang Januar ist zum ersten Mal ein kleines Team nach Rust gefahren, um die Geisterbahn auszuräumen. Eine Szenerie nach der anderen wurde komplett ausgebaut, sodass am Ende nur noch eine einzige alte Szene übriggeblieben ist. Jedes Requisit und Bauteil musste katalogisiert und auf Brandverhalten geprüft werden. Ursprünglich war der Plan zu prüfen, ob ikonische Elemente für die Fans erhalten bleiben könnten. Dieser Plan konnte allerdings nur teilweise verfolgt werden und es wurde nach und nach immer mehr zu einem kompletten Umbau.
Die Geisterbahn stammt aus dem Jahr 1982, vieles entsprach nicht den aktuellen Brandschutzvorgaben und hätte auch später nicht mehr zum Rest der Anlage gepasst. Während des Ausbaus wurden die Designentwürfe nach und nach geliefert.
Parallel dazu begann der Vorbau im Zirkuszelt, das uns über die ganze Zeit vor Ort als Werkstatt diente. Schreinerei, Malerei, Bildhauerwerkstatt, Schlosserei und Requisitenlager fanden dort Platz. Anschließend erfolgte der Übergang zum Einbau, obwohl das Design der restlichen Szenen teilweise noch nicht vorlag. Bis zuletzt wurde mit dem Europa-Park Designer Pierre Nelli entworfen und gebaut.
In enger Absprache wurden Machbarkeiten besprochen und nach Nellis Design verschiedene Muster erstellt, zwischen denen er sich entscheiden konnte. Unter anderem wurden für Requisiten und Ausstattung Vorschläge gemacht, von denen es die meisten auch ins Geisterschloss geschafft haben.
Das Art Department in Action
Was waren die größten Herausforderungen während des Projekts?
Eine Herausforderung war der Umbau während des laufenden Parkbetriebs. Große Bauteile mussten vor Parköffnung oder nach Parkschluss bewegt werden. Zudem mussten die Arbeiten mit fast 40 anderen Firmen abgestimmt werden. Bis zu hundert Personen haben gleichzeitig gearbeitet. Trotzdem funktionierte die Abstimmung auf kleinstem Raum reibungslos, da alle Firmen lösungsorientiert zusammenarbeiteten.
Eine weitere Herausforderung war der Brandschutz. Nicht jedes Material darf einfach verwendet werden. Es muss entweder ein Brandschutzzertifikat vorliegen oder es mussten Brandtests durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass es bedenkenlos eingebaut werden kann.
Wenn keine geeignete Alternative gefunden wurde, haben wir das Bauteil aus Holz gefertigt, kunstmalerisch gestaltet und patiniert. Anschließend wurde es mit feuerhemmenden Schichten überzogen. Dieser Prozess kam zum Beispiel bei einigen Skeletten für die Requisite zum Einsatz. Das heißt, dass ein Bauteil neben den vielen Stationen, die es durchlief, zuletzt noch die "Brandschutzbehandlung" durchlaufen musste.
Neben dem Geisterschloss waren wir auch im kroatischen und österreichischen Themenbereich sowie im Wasserpark Rulantica tätig, was logistisch herausfordernd war, da die Entfernungen sogar mit E-Wagen sehr weit sind.
Einblick in die Brandschutzbehandlung
© Bavaria Studios / Daniel Knigge
© Bavaria Studios / Daniel Knigge
© Bavaria Studios / Daniel Knigge
© Bavaria Studios / Daniel Knigge
Wie war die Zusammenarbeit innerhalb des Teams?
Unser Team bestand aus mehr als 60 festen und freien Mitarbeitenden der Bavaria, darunter Projektleiter, Requisiteur, Schlosser, Schreiner, Bildhauer, Plastiker und Kunstmaler. Die Zusammenarbeit im Team war hervorragend, jeder hat sich engagiert eingebracht.
Besonders wichtig war auch die Zusammenarbeit mit dem Animatronics-Team, dem Elektronik-Team oder den Inhouse-Bildhauern des Europa-Parks. Alle haben an einem Strang gezogen. Das hat vieles erleichtert.
Was ist dein persönliches Fazit des Projektes?
Dank eines großartigen Teams und hervorragender Zusammenarbeit haben wir alles bestens geschafft. Wenn alle das gleiche Ziel verfolgen, ist vieles möglich. Ich bewerte das Projekt als super erfolgreich. Alle Kolleginnen und Kollegen haben hervorragende Arbeit geleistet und sind zurecht stolz auf das beeindruckende Ergebnis. Auch der Kunde ist sehr zufrieden.
Besonders erfreulich ist das überwiegend positive Feedback der Besucherinnen und Besucher. Für uns war das Projekt eine wertvolle Erfahrung und Bestätigung, dass wir als Art Department der Bavaria Studios dank der Vielzahl unserer Handwerksberufe der perfekte Partner für solche Projekte sind.
Das erfolgreiche Projekt im Europa-Park unterstreicht unsere Expertise im Dekorationsbau, die weit über Film- und TV-Produktionen hinausgeht. Wir bedanken uns herzlich beim Europa-Park-Team und der Familie Mack für das Vertrauen und freuen uns auf weitere spannende Projekte.
Danke für das Interview, lieber Daniel!
Die Eröffnung des Geisterschlosses "Castello dei Medici"
© Europa-Park