"Die Kulisse aus 'Das Kanu des Manitu' ist ein Glücksfall für uns"
24 Jahre oder: Ein knappes Vierteljahrhundert – so viel Zeit liegt zwischen dem Start von Michael Bully Herbigs "Der Schuh des Manitu" und der Fortsetzung "Das Kanu des Manitu", die am 14. August 2025 in die Kinos kommt. Eine der Kulissen aus dem Film, die geheimnisvolle Höhle, steht bereits seit Ende 2024 in der Bavaria Filmstadt. Wir haben bei Valeria Torchiaro-Steinmeier und Stefan Bryxi, Leiterin und Leiter der Bavaria Filmstadt, nachgefragt, wie die Kulisse den Weg in die Filmstadt gefunden hat.
Im Grunde klingt es ganz einfach: Kontakt zu der Produktionsfirma herstellen, Kulisse begutachten und schon hat die Filmstadt eine neue Attraktion gefunden. Ganz so leicht gestaltet es sich aber häufig nicht, wie die beiden Leitungen der Filmstadt im Interview verraten haben.
"Grundlage für eine Entscheidung sind zahlreiche Faktoren, darunter, wie die Rechtesituation ist und ob der rote Faden der Filmstadt Führung erhalten bleibt." - Valeria Torchiaro-Steinmeier
Wie genau muss man es sich vorstellen, wenn die beiden daran arbeiten, eine neue Kulisse für die Filmstadt zu ergattern?
Den einen Weg gibt es nicht, auch wenn die Initiative im Regelfall von dem Team der Bavaria Filmstadt ausgeht. Produktionen, die das Potenzial sehen, durch eine Präsenz in der Filmstadt ihre Reichweite für den jeweiligen Film zu erhöhen, kommen aber auch immer wieder auf das Filmstadt-Team zu.
Valeria Torchiaro-Steinmeier und Stefan Bryxi sehen sich daraufhin gemeinsam mit dem Produktionsteam die Kulissen und Requisiten an. Im Hinterkopf der beiden: die Vielzahl an Fragen, die geklärt werden müssen. Beispielsweise: Welchen Mehrwert hat die Kulisse für die Besucher der Touren und lässt sie sich ohne weiteres in die Filmstadt integrieren?
© Bavaria Filmstadt
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Was man außerdem leicht außer Acht lässt, aber im Grunde ein entscheidender Faktor ist – der Raum, der innerhalb der Führungen zur Verfügung steht.
"Neben den budgetären Aspekten müssen wir auch immer diskutieren, welche bestehende Innenkulisse wir aufgeben wollen, denn der Platz ist begrenzt und die Dauer der Filmstadt Führung limitiert." - Stefan Bryxi
Auch bei der Kulisse von "Das Kanu des Manitu" sind diese Überlegungen mit eingeflossen. Blickt man auf die erfolgreiche Historie der Bavaria Filmstadt mit Michael Bully Herbig zurück, ist es aber keine große Überraschung, dass die Zusammenarbeit in Bezug auf "Das Kanu des Manitu" reibungslos verlaufen ist. Man denke an zurückliegende Attraktionen der Filmstadt wie "Lissi und die wilde Kaiserfahrt" oder das "Bullyversum".
Bereits im Frühjahr 2024 landete folgende Anfrage von Michael Bully Herbig auf dem Tisch von Valeria und Stefan: Habt ihr Interesse an einer Kulisse aus "Das Kanu des Manitu"? Kurz darauf laufen schon die Planungen: die Zusammenlegung zweier Kulissen aus Studio 9 zu einer Gesamtkulisse, der Einbau, die Finalisierung noch vor den Weihnachtsferien im vergangenen Jahr.
"Die Zusammenarbeit mit Michael Bully Herbig ist seit Jahren gewachsen und klappt bestens." - Stefan Bryxi
In nur knapp einem Monat verbaute das Art Department die gesamte Kulisse, bis zu 20 Personen waren beim Aufbau beteiligt. Letzten Endes wurden 800 Kubikmeter Styropor verbaut, um die eindrückliche Höhle entstehen zu lassen.
Die neue Attraktion ersetzt die Arena aus dem Film "Asterix und Obelix gegen Caesar", die dort seit 1999 ihren Platz hatte.
"Die Höhle braucht viel Platz; so viel, dass nur die 'Asterix'-Arena mit ihren 100 Quadratmetern Fläche in Frage kam." – Stefan Bryxi
Zwar wurde unter anderem in den Bavaria Studios gedreht, die Produktion und den Verleih verantworten aber herbX und Constantin.
"Gemeinsam mit der Constantin Film und herbX haben wir erfolgreich an der Marketing- und Kommunikationsplanung für unsere neue Kulisse gearbeitet." – Valeria Torchiaro-Steinmeier
All das sind zusätzliche Herausforderungen, an die man als Außenstehender vermutlich gar nicht denkt. Wenn es so läuft, wie es die beiden Filmstadt-Leitungen in Bezug auf die Kooperation beim "Das Kanu des Manitu" schildern, macht es das aber natürlich deutlich leichter.
Für die Filmstadt ist es ein zentrales Anliegen, das Publikum stets im Blick zu haben.
"Der Gast hat nichts davon, wenn wir ein rotes Sofa präsentieren, auf dem ein Star im Film einmal saß. Übernehmen wir aber beispielsweise eine Raumstation, dann können unsere Tourguides viele verschiedene Themen moderieren. […] Insofern war es schon immer mit einer Herausforderung verbunden, aussagekräftige Kulissen zu finden." - Stefan Bryxi
© Bavaria Filmstadt
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So können die Tourguides mit detaillierten Kulissen wie etwa aus "(T)Raumschiff Surprise – Periode 1" deutlich leichter interagieren beziehungsweise etwas darüber erzählen: von Dekorationsbau über VFX bis hin zu einer Mitmach-Szene vor laufender Kamera.
Aber auch Themen wie Green Screens anstelle von großen, ausladenden Kulissen sind – genauso wie Virtual Production – bereits in die Führung integriert. Wer daraus schließt, dass man so bestehende Kulissen auf lange Sicht ersetzen will, irrt. Viel eher scheint es den beiden ein Anliegen zu sein, dem film- und serieninteressierten Publikum die Bandbreite an Produktionsformen aufzuzeigen, die es mittlerweile gibt.
"Unsere Führungen leben entscheidend von unseren Tourguides, welche die Menschen über den Mediencampus führen. Sie bestimmen wesentlich das Erlebnis der Gäste, denn jeder Mitarbeitende hat eine individuelle Art eine Besuchergruppe zu begleiten." – Stefan Bryxi
Angesprochen auf die digitalen Umbrüche und die potenziellen Herausforderungen für die Touren sind Valeria und Stefan in ihrer Antwort pragmatisch: In einer von KI geprägten Zukunft werden ihrer Einschätzung nach Begegnungsplätze mit anderen Menschen weiterhin relevant bleiben.
Da die Filmstadt Führungen von den charismatischen Guides leben, die die Gäste betreuen, bleibt der zentrale Besuchsgrund, weiterhin erhalten – statt auf künstliche Avatare setzt das Bavaria Filmstadt-Team auf das zwischenmenschliche Erlebnis. Aber auch die Kulissen bieten einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zum digitalen Raum: Man kann mit ihnen interagieren und so während der Tour alle paar Minuten eine neue Welt betreten. Dieses haptische Element wird für die Zukunft relevanter denn je werden.
"Unsere Tourguides lernen in ihrer Ausbildung, wie sie verschiedene Zielgruppe ansprechen, um den Gästen Spaß, Spannung und Wissen zu vermitteln. Diese persönliche Betreuung wird uns als zentrales Element in die Zukunft begleiten. Gerade mit Blick in eine KI-Zukunft wird es wichtig bleiben, dass es Begegnungspunkte mit Menschen gibt." – Valeria Torchiaro-Steinmeier
Um abschließend zurück zu "Das Kanu des Manitu" zu kommen: Was macht die Kulisse für die beiden – und allen voran für die Gäste so interessant?
© Bavaria Film
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Die eine Antwort gibt es nicht, viel eher spielen verschiedene Aspekte eine Rolle: Neben dem Reiz des Neuen lockt die Attraktion auch mit ihrer Exklusivität, da sie bereits vor dem Kinostart in der Filmstadt zu sehen war. Noch dazu kommt, dass die Fans von "Der Schuh des Manitu" fast 25 Jahre auf die Fortsetzung warten mussten. Dementsprechend groß ist die Vorfreude – wenn man die Kulisse ausschließlich in der Filmstadt sehen kann, ist das ein enorm großer Anreiz, diese zu besuchen.
"Die Kulisse aus 'Das Kanu des Manitu' ist ein Glücksfall für uns, denn der neue Film von Michael Bully Herbig wird von seinen Fans heiß erwartet. Und ausschließlich das Ausflugsziel Bavaria Filmstadt kann die echte Kulisse mit den Requisiten zeigen." - Valeria Torchiaro-Steinmeier
An dieser Stelle macht sich wieder einmal der zentrale Besuchsgrund der Bavaria Filmstadt bemerkbar. Die Tourguides hatten bereits vorab Infos zu den Dreharbeiten bekommen, die sie den Besuchern direkt vor der Kulisse verraten können. Generell bietet sich die Höhle aber auch dafür an, näheres über Themen wie Szenografie, Kulissenbau, Handwerk und Dramaturgie zu erfahren.
Außerdem haben sich die beiden Filmstadt-Leitungen eine kleine Überraschung für die Gäste überlegt: eine Art musikalische Schatzkarte. Was es damit auf sich hat, bleibt bis zum Filmstart ein streng gehütetes Geheimnis. Im Interview hat Stefan aber schon einen ersten Hinweis gegeben: "Die Besucher dürfen selbst aktiv werden. Es geht um Musik und um Tasten, die unsere Kulisse ganz neu in Szene setzen." Fortsetzung folgt… ab dem Kinostart - natürlich nur in der Bavaria Filmstadt.