Das Serienprojekt "Luden" in den Bavaria Studios: Die Illusion liegt im Detail

Hamburg, Anfang der 80er Jahre: Auf der berüchtigten Reeperbahn in St. Pauli herrschen Zuhälterbanden. Prostitution, Gewalt und Drogen sind allgegenwärtig. Die Reeperbahn ist weit entfernt von der Partymeile von heute. Stattdessen ist sie verrucht, verdreckt und voller Drogen.

Das ist das Setting von "Luden", einer neuen Serie auf Prime Video, produziert von NEUESUPER. "Luden" erzählt den Aufstieg von Klaus Barkowsky zum legendären Luden "Lamborghini-Klaus" und seiner "Nutella-Bande". Gedreht wurden nur wenige Szenen im hohen Norden an Originalschauplätzen. Der Großteil der Serie entstand 800 Kilometer weiter südlich, in den Bavaria Studios. Hier entstand in der Außenkulisse "Metropolitan Street" die sündige Meile mitsamt Eros-Center, Stripclub "Flamingo", Waschsalon und Pfandleihhaus. Es ist eines der größten und aufwändigsten Sets seit vielen Jahren - erschaffen von den Kulissenbauern der Bavaria Studios.

In gerade einmal zwölf Wochen, von Juni bis September 2021, wurde die Metropolitan Street komplett umgestaltet. Fassaden wurden neu verputzt und gestrichen, die Kubatur von Gebäuden verändert, Bürgersteige erneuert, zahllose Lichtkästen, Straßenposten und Leuchtreklamen verbaut. Sogar drei komplette Gebäude sind neu entstanden, um die teils verwinkelten Straßenzüge der Reeperbahn der 80er Jahre in Szene zu setzen. Mit den Umbauarbeiten steht "Luden" in der Tradition großer Serienprojekte, die in der Metropolitan Street hergestellt wurden, wie "Berlin Alexanderplatz" oder "Löwengrube".

Um den Umbau in einer so kurzen Zeit zu stemmen, waren zeitweise 50 Kulissenbauerinnen und Kulissenbauer gleichzeitig tätig. "Wir sagen unseren Kunden immer:  'Geht nicht gibt's nicht!'", sagt Matthias Blank, der gemeinsam mit Daniel Knigge die Projektleitung innehatte. "Bei uns im Bau ist alles möglich. Der größte Gegner ist nur die Zeit." Aber man habe es geschafft, der Metropolitan Street innerhalb weniger Wochen ein völlig neues Gesicht zu geben – und das, während die Corona-Pandemie den Alltag bestimmte. "Was wir hier geschafft haben, macht uns Stolz", sagt Blank.

Die Sets sollte dreckig sein, die Stimmung zwielichtig. Der Umbau der Straße allein erzeugte dafür noch nicht die notwendige Illusion. Die liegt im Detail. "Deshalb haben wir zum Beispiel händisch Pommestüten und Currywurstschalen verteilt oder künstlichen Vogelmist an die Fassaden geklebt", sagt Daniel Knigge. "Systematisch haben wir so ein Chaos in der Straße erzeugt. Erst dann glich unsere Filmkulisse der echten Hamburger Reeperbahn der 80er Jahre." Seitens NEUESUPER haben Myrna Wolff als Szenenbildnerin und Lutz Krammer als Supervising Art Director das Rotlichtviertel gestaltet.

Die Szenen im Eros-Center wurden in Studio 14 auf knapp 1.100m² auf dem Gelände der Bavaria Film gedreht. Die Innenkulissen waren ebenso aufwändig zu gestalten wie die Außenkulisse. Ein Laufhaus im "schäbigen" 70er-Jahre-Stil, Spermaflecken und Raucherwände inklusive. In der Serie kauft die "Nutella-Bande" von Protagonist Klaus das alte Laufhaus auf und lässt es renovieren. Für die Kulissenbauer hieß das: Nachdem die Dreharbeiten im "alten" Laufhaus abgeschlossen waren, musste das Set komplett verändert werden, um dann im 80er-Jahre-Stil mit reichlich Glitzertapete zu erscheinen. Zeit für diesen Umbau: eineinhalb Wochen. 

Auch bei der Gestaltung der Innenmotive ist es die Detailarbeit, die die Illusion perfekt macht: In einer Szene zertrümmert einer der Schauspieler eine Mauer mit einem Vorschlaghammer. Während üblicherweise bemaltes Holz den Großteil des Setmaterials darstellt, haben die Kulissenbauerinnen und Kulissenbauer der Bavaria Studios dafür eine vier Meter lange Wand aus echtem Mauerwerk hergestellt – mit Ziegeln, die mindestens 50 Jahre alt sein mussten. Heilerde wurde in die Löcher gestopft, um bei der Zerstörung mehr Staub zu erzeugen. Um die Farben aller Kulissen alt wirken zu lassen, haben Kunstmalerinnen und Kunstmaler die Wände und Mauerwerke patiniert. Die perfekte Immersion.

Zur Serie: 

"Luden" zeigt den Aufstieg des Sunnyboys Klaus Barkowsky. Von der taffen Prostituierten Jutta wird er zum Zuhälter gemacht und gründet mit einer Gruppe Halbstarker ein Zuhälter-Kartell "Nutella-Bande". Es beginnt ein Machtkampf mit den etablierten Luden der "GmbH", die mit ihrer Bande den Kiez kontrollieren und das ganz große Geld machen. Doch mit der AIDS-Krise implodiert das Geschäft und mit der Koks-Welle folgen Wahnsinn und Gewalt.

"Luden" erscheint am 03. März 2023 bei Prime Video.

Für eine Fluchtszene, in der ein Charakter durch eine Tür springt, bauten die Kulissenbauer vier exakt gleiche Türen aus dünnem Sperrholz, damit der Schauspieler vier Versuche für den perfekten Türcrash hatte. Zusätzlich wurde die beim Dreh verwendete Tür nicht in die Angeln gesetzt, sondern direkt davor. "Nur so konnte der Schauspieler ohne Verletzungsgefahr tatsächlich durch die Tür krachen. Ein ziemlich eindrucksvoller Effekt direkt am Set", erklärt Daniel Knigge. "Mit sogenannten Sprungwänden haben wir es dem Filmteam außerdem möglich gemacht, die Kamera mit dem Flüchtenden mitfahren zu lassen." Sprungwände sind Wände, die modular entfernt werden können, um Kameras und Filmteam dahinter platzieren zu können. Ein Trick beim Setbau, der das Drehen von Szenen auf engstem Raum ermöglicht.

"Luden" hat die Bavaria Studios voll gefordert. Doch die Arbeit hat sich gelohnt, der Kunde ist zufrieden. "Von Anfang an haben uns alle eingebundenen Abteilungen der Bavaria Studios in der auch für uns alles andere als alltäglichen Aufgabe tatkräftig unterstützt und erfolgreich zum Ziel geführt", sagt Patrick Wosien, Head of Production NEUESUPER.

Das Projekt zeigt auch die Leistungsfähigkeit des Medienstandorts Geiselgasteig. Michael Hilscher, Head of Sales/Production Management & Marketing Bavaria Studios, sagt: "Wir sind NEUESUPER und Amazon Studios sehr dankbar, dass sie so ein aufwändiges Serienprojekt in Geiselgasteig umgesetzt und uns ihr Vertrauen geschenkt haben. Wir hoffen, die Zuschauerinnen und Zuschauer sind mindestens so begeistert wie wir."

Die neuen Bauwerke in der Metropolitan Street, in der die Reeperbahn-Szenen gedreht wurden, bleiben übrigens weiterhin bestehen. Nur Pommestüten, Currywurstschalen und künstlicher Vogeldreck sind aktuell nicht mehr zu sehen – die Straße ist bereit für den nächsten Dreh.

 

Text: Daniel Kreutzenberger

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