Ein Wettlauf mit der Zeit: Wie die zweite "Sisi"-Staffel entstand

Die erste Staffel der Highend-Serie "Sisi" war im vergangenen Jahr ein voller Erfolg. Mit der zweiten Staffel wollen nun alle Beteiligten nochmal eine Schippe drauflegen. Sowohl Produktion als auch Postproduktion & VFX kommen dabei aus der Bavaria Film Gruppe. Eine Entwicklungsgeschichte über das Mammutprojekt von Story House Pictures und D-Facto Motion.

© RTL+

Es war der Abend vor der Weltpremiere der ersten "Sisi"-Staffel in Cannes im Herbst vergangenen Jahres, als RTL das offizielle Go für eine zweite Staffel gab. Ein Zeichen des Vertrauens des Senders in die Produktionsgesellschaft Story House Pictures.

Die erste Staffel "Sisi" war ein voller Erfolg und sorgte für Rekorde bei RTL+ als der erfolgreichste fiktionale Neustart auf dem Streamingdienst jemals. Beta Film hat den Sechsteiler in mehr als 100 Länder weltweit verkauft. Mit dem Go für eine zweite Staffel begann für Story House Pictures ein Wettlauf mit der Zeit. Zieleinlauf war in der Adventszeit am 16. Dezember 2022. Denn "Sisi" ist ein klassisches Weihnachtsprogramm.        

Vom Writers Room und kaiserlichen Kleidern

Erste Entwicklungsschritte für die zweite Staffel wurden bereits einige Zeit vor dem Premienabend in Cannes unternommen, erzählt Showrunner Andreas Gutzeit von Story House Pictures: "Schon im Sommer 2021 haben wir angefangen zu schreiben. Zu dieser Zeit war die erste Staffel noch nicht einmal fertig. Doch sechs Drehbücher zu schreiben, das dauert eine ganze Weile." Bei der Entwicklung der Figuren und der Geschichte der zweiten Staffel "Sisi" arbeitete Andreas Gutzeit mit den Autor*innen Elena Hell, Robert Krause und Svenja Rasocha zusammen. Im Writer's Room planten sie gemeinsam, wie es um die österreichische Kaiserin weitergehen sollte. 

"Filmemachen ist ein Team-Effort", sagt Gutzeit. "Das gilt auch für das Drehbuchschreiben. Die Qualität gemeinsamer Ideen ist immer besser. Elena Hell ist dabei die Stimme unserer Sisi, sie gibt der Geschichte einen weiblichen Blick. Mit Robert Krause arbeite ich wiederum schon seit 25 Jahren zusammen – wir sprechen die gleiche Sprache. Das macht die Zusammenarbeit sehr angenehm." 

Die Beziehung von Sisi (Dominique Devenport) und Franz (Jannik Schümann) bleibt der Mittelpunkt von Staffel 2.

Auch in der zweiten Staffel bleibt die Erzählung eng an den beiden Hauptfiguren Sisi (Dominique Devenport) und Franz (Jannik Schümann). Beide werden gezwungen, ihre großen Entscheidungen aus der ersten Staffel auf den Prüfstand zu stellen. Sisi findet mit dem Rebellenführer Gyula Andrássy (Giovanni Funiati) einen Partner, durch den sie ihr Leben als Kaiserin in Frage stellt – und Franz wird mit der Bedrohung des preußischen Kanzlers Bismarck (Bernd Hölscher) konfrontiert. Ein Konflikt, der in den deutschen Krieg mündet. 

Damit war der inszenatorische Höhepunkt der zweiten Staffel "Sisi" gesetzt. Denn der deutsche Krieg endete in der Schlacht bei Königgrätz – die damals größte Schlacht auf dem europäischen Kontinent. Eine Schlacht in dieser Größe zu inszenieren, ist ein Mammutprojekt in sich, das auch die erste Staffel bei weitem übertreffen sollte. Entsprechend schnell wurde das Postproduktions- und VFX-Team der D-Facto Motion einbezogen. Gemeinsam mit einem VFX-Supervisor wurden die einzelnen Szenen besprochen und auf ihre Umsetzbarkeit in der Kürze der Zeit überprüft.

Doch auch über Königgrätz hinaus sollte "Sisi" neue Orte in ganz Europa bereisen. Erneut wurde an Drehorten in Lettland und Litauen gedreht. Neu waren Szenen in den Alpen, die in den polnischen Karpaten gedreht wurden. Für Szenen in Biarritz ging es an die Ostseeküste im Baltikum. Mehr als die Hälfte der Szenen wurden an neuen Orten gedreht. Im Dezember und Januar 2021/22 waren Location Scouts quer durch das Baltikum gereist, um die neuen Locations zu finden.

Gleichzeitig lief das Casting für die neuen Ensemblemitglieder auf Hochtouren. Neue, aufwändige Kostüme der Kaiserin wurden für die zweite Staffel entworfen und geschneidert. Ein großer Aufwand, der sich lohnt, sagt Andreas Gutzeit: "Mit den eindrucksvollen Kleidern der Kaiserin bringen wir einen modernen Touch in die Serie. Jeder möchte doch gerne so ein Kleid haben – selbst ich", sagt er mit einem Augenzwinkern. "Wir wussten, dass wir daran nicht sparen dürfen." Zum Drehstart in April standen für die Hauptfigur Sisi allein rund 60 Kostüme bereit.

Von den Dreharbeiten und täuschend echten Pferdeleichen

Die Schlacht bei Königgrätz war der aufwändigste Dreh der zweiten Staffel "Sisi".

Die Schwerter waren am Set nur halb so groß und wurden digital verlängert. Die Bajonette aus Gummi wurden ebenfalls am Computer begradigt.

Besonders herausfordernd war der Dreh der großen Schlacht bei Königgrätz. Nach monatelangen intensiven Vorbereitungen versammelten sich insgesamt 260 Menschen am Set: Schauspielerinnen und Schauspieler, Komparsinnen und Komparsen, Stuntleute, Visual Effects Artists und viele mehr. Auch Andreas Gutzeit war an diesen Tagen gemeinsam mit einer Delegation der RTL-Redaktion vor Ort. Er erinnert sich: "Wir wurden in Litauen über holprige Straßen zu einem Waldstück in der Nähe von Kernavė gefahren, mitten im Nirgendwo. Als ich am Wegesrand plötzlich eine ganze Reihe toter Pferde sah, konnte ich es erst kaum glauben. Aber dann hat es Klick gemacht: Natürlich waren es nur täuschend echte Attrappen."

In den folgenden zwei Tagen sollten hunderte Säbel geschwungen werden, Schüsse abgegeben und Explosionen einschlagen. So zumindest der filmische Schein. Dass es dann hinterher auf dem Bildschirm nach eindrucksvoller Schlacht aussieht, dafür hat Tim Lücker von der D-Facto Motion gesorgt.  Zusammen mit seinem VFX-Team verantwortet er alle Computereffekte des Projekts "Sisi": "Die Schüsse sind natürlich nicht echt. Unser VFX-Team hat die Schlacht im Nachhinein visuell erlebbar gemacht."

Auch die Schwerter am Set waren beim Dreh nur halb so groß wie echte Schwerter, eher Stummel als gefährliche Waffen, damit sich Schauspieler und Komparsen nicht verletzen. In der Nachbearbeitung wurden die Schwerter digital verlängert. Auch die Bajonette waren real aus einfachem Gummi und wurden am Computer begradigt. Hinzugefügt wurden auch Blutspritzer und Explosionen. "Einige der aufwändigsten Effekte bei der Schlacht bei Königgrätz waren Kanoneneinschläge in Bäumen", sagt Lücker. "Da das Produktionsteam nicht unzählige Bäume zerstören wollte, haben wir das digital erzählt – mit großen künstlichen Explosionen und Holzsplittern, die von den Bäumen in alle Richtungen fliegen."

All diese Spezialeffekte mussten anschließend mit Tönen unterlegt werden – eine vieler Disziplinen des Teams um Postproduktion-Supervisor Philipp Drehmann: "Ein Gummi-Bajonett klingt natürlich anders als ein echtes. Entsprechend mussten wir nachvertonen. Während unsere Sound-Designerinnen und Sound-Designer üblicherweise auf Sounds aus bereits verfügbaren Bibliotheken zurückgreifen können, ist es bei historischen Requisiten wie bei 'Sisi' nicht ganz so einfach. Da ist dann die Foley-Abteilung gefragt. Sie hat sich darauf spezialisiert, solche Geräusche selbst zu erzeugen. Mit unterschiedlichen Gegenständen wird in der Foley Stage das Geräusch hergestellt, das dem Original am nächsten kommt – oder es sogar noch verstärkt. Wenn es keine Original-Requisite gibt, ist da Kreativität gefragt."

Von Picture Locks und dem Zeitdruck

Obwohl die Serie auch die Realität von Krieg und Tod behandelt, bleibt "Sisi" auch ein Märchentraum.

All das geschieht jedoch erst, nachdem die finale Schnittfassung der Folgen abgenommen wurde, im sogenannten "Picture Lock". Um das Projekt in dem knappen Zeitrahmen realisieren zu können, arbeiteten mehrere Editoren gleichzeitig an allen sechs Folgen. "Obwohl man in der Serie immer wieder von der Realität von Krieg und Tod konfrontiert wird, bleibt 'Sisi' auch ein Märchentraum – das versuchen wir auch durch den Look zu kreieren", sagt Drehmann. So wurde im Color Grading der einzigartige Look der Serie verstärkt, der bereits von Kostümbild, Ausstattung, Kamera und Licht erschaffen wurde. Philipp Drehmann beschreibt diesen Look als strahlend hell, farbprächtig und verträumt.

Auch auf der Tonebene wird das Publikum in eine andere Welt und Zeit entführt. Im Sounddesign werden nicht nur akustische Effekte angelegt, sondern jeder Location ein eigener Raumklang verliehen. Denn jeder Ort klingt anders: Manche hallen, manche sind stumm, einige klingen warm und voll, andere kühl und leer.

Im Dialogschnitt werden derweil die Originaltöne vom Set sowohl bereinigt als auch nach Dialog und Effekt getrennt. "Effekt" bedeutet hier alle Geräusche, die nicht zur gesprochenen Sprache gehören: Schritte, Stoffrascheln und Requisiten, die in der Szene verwendet werden. Denn: "Sisi" wird international verkauft und im Ausland gegebenenfalls in anderen Sprachen synchronisiert. Damit bei der Synchronisation der Dialoge die Geräusche der Umgebung erhalten bleiben, müssen diese unabhängig vom Originalton eingemischt werden können. Alle Geräusche, die von Sprache überlagert werden, müssen entsprechend allesamt erneut vertont werden.

Da beim Dreh in Litauen zu großen Teilen auf lokale Komparserie zurückgegriffen wurde, werden fremdsprachige Komparsen mit Redeanteil ebenfalls nachsynchronisiert. Auch die Geräuschkulissen von Menschenmengen werden im Nachgang erzeugt: Im Studio wird aus den Stimmen weniger Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts eine Masse generiert, die im finalen Produkt nicht mehr von einer wirklichen Menschenmenge zu unterscheiden ist.

Dazu kommt die Arbeit bei der Musikkomposition, dem Titel-Design und anschließend die Tonmischung. Es sind zahlreiche Einzeldisziplinen, die sich alle zu einem gemeinsamen Bild zusammenfügen. In dieser Phase herrscht großer Zeitdruck.

Vom Durchatmen und der Zukunft

Nur wenige Wochen vor Ausstrahlung ist die zweite Staffel "Sisi" dann endlich fertig. Das Projekt unter einem solchen Zeitdruck abzuschließen, war auch dank der großen Leidenschaft aller Beteiligten möglich. Ebendiese Passion merkt man den finalen Folgen auch an, sagt Showrunner Andreas Gutzeit: "Man merkt es einfach, wenn Leute es gerne machen. Wenn das Team mit Liebe und Passion bei der Sache ist. Bei 'Sisi' gilt das ganz besonders." Wann und wie geht es weiter? Gutzeit antwortet mit einem Lachen: "Unsere Sisi-Darstellerin Dominique Devenport hat mich einmal gefragt, wie viele Staffeln ich eigentlich machen möchte. Meine Antwort war: Kaiserin Sisi ist mit 60 Jahren gestorben – du hast also noch 36 Staffeln vor dir!"

 

Text: Daniel Kreutzenberger

Alle sechs Folgen der zweiten Staffel "Sisi" sind ab dem 16. Dezember 2022 bei RTL+ abrufbar. Die Premiere im Free-TV findet am 27. Dezember bei RTL statt.

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