Von Fake-Skalpellen und Disco-Fox

Zwischen OP-Saal und Außendrehs, Bucharbeit und Schnitt: Kommunikationsvolontärin Leonie Hohlfeldt hat eine Woche hinter die Kulissen von "In aller Freundschaft" geblickt. Eine Reportage.

Das ist sie also, die "Sachsenklinik". Ein unscheinbares, beige-gelbes Gebäude mit vollverglaster Fensterfront, das man problemlos mit einem normalen Bürogebäude verwechseln kann. Einzig ein Krankenwagen vor dem Hauptgebäude deutet darauf hin, dass es hier auch um medizinische Notfälle geht. Ich betrete die so genannte Media City in Leipzig, diesen weitläufigen Gebäudekomplex, der als Heimat für viele Firmen aus der Medienbranche dient. Darunter auch die Saxonia Media, die hinter der erfolgreichen Serie "In aller Freundschaft" steht. In den nächsten Tagen werde ich vor Ort sein und einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Statt Menschen in weißen Arztkitteln begrüßt mich eine rote Lockenmähne. Elly Schneider, die für Social Media und die Öffentlichkeitsarbeit der Serie zuständig ist, begrüßt mich herzlich und nimmt mich mit in die Cafeteria, um mir zu berichten, was mich die nächsten Tage erwartet. Die erste "Visite" lässt nicht lange auf sich warten: Schauspieler Thomas Koch, bekannt als Dr. Philipp Brentano, kommt zu uns an den Tisch. Er schüttelt mir die Hand und heißt mich willkommen. Er wird nicht der Einzige bleiben, denn nach und nach stoßen mehr Teammitglieder dazu – und ich schüttle mehr Hände als ich zählen kann.

Ausgefuchste Requisiten

Aber dann geht es für mich endlich ans Set: In den Studios sind Krankenzimmer, OP-Säle, Intensivstationen und die Wohnräume der Charaktere aufgebaut. Die Kulissen können je nach Bedarf umgebaut werden und schaffen so maximale Flexibilität für jede Szene. Es gibt eine medizinische Fachberatung, die sicherstellt, dass im OP der "Sachsenklinik" auch alles medizinisch korrekt aussieht. 

Ein Beispiel: Die Skalpelle, die bei den Operationen verwendet werden, sind mit einer kleinen Blase an der Klinge präpariert, um Kunstblut austreten zu lassen. Kleiner Trick, großer Effekt. In einem Moment, in dem der OP-Saal gerade leer war, überlege ich kurz, ob ich nicht doch noch eine Karriere als Dr. Hohlfeldt starten sollte.

Der Drehalltag: Genauigkeit, Geduld und Teamarbeit

Während meiner Behind-the-Scenes-Woche bin ich nicht nur im Studio, sondern darf auch bei einem Außendreh dabei sein: Im SPIZZ, einem Café im Zentrum Leipzigs, wird eine Tanzszene gedreht. Von der Bar im Erdgeschoss führt eine kleine Treppe hinunter zum Keller, wo schon einige Komparsen Schritte üben. Der Saal erstrahlt in knalligen Gelb-, Orange- und Grüntönen, und in der Discokugel spiegeln sich die bunten Lichter. Andrea Kathrin Loewig (Dr. Kathrin Globisch) und Thure Riefenstein (David Schrader) tanzen Disco-Fox zu "Sarà perché ti amo".

Immer und immer wieder wird die Sequenz wiederholt; mir kommt es ein wenig zäh vor. "Für eine Szene, die am Ende nur eine Minute dauert, wird oft eine ganze Stunde oder länger gedreht", erklärt mir Fotograf Rudi Wernicke am Set. Es ist spannend zu beobachten, wie präzise am Set alles ineinander greift. Und Rudi weiß genau, wie er die Darsteller positionieren muss, damit die Standfotos für die Presse genauso wirken wie die Szene im Fernsehen. Es geht hier um jedes winzige Detail, jedes Lächeln und jede noch so kleine Bewegung.

Dramaturgie und Postproduktion: Das Handwerk hinter der Geschichte

In der Postproduktion lerne ich, wie die Programm-Trailer für die kommenden Folgen entstehen. Haike Bauer, die für den Schnitt zuständig ist, zeigt mir, wie sie mit wenigen Handgriffen und einer unglaublichen Geschwindigkeit das Beste aus dem Schnittmaterial herausholt. Die Herausforderung: Einen Trailer von maximal 45 Sekunden zu schneiden, der die Essenz einer 45-minütigen Episode einfängt.

Vom Schnitt zum Skript: Am folgenden Tag besuche ich die Dramaturgie. Bianca Laschalt und Caroline Dietze erklären mir, wie wichtig ihre Arbeit ist.

Denn ohne Drehbuch bleiben die Lichter in der "Sachsenklinik" aus. Dank der Dramaturgie entwickeln Handlung, Emotionen und Charaktere eine eigene Dynamik – perfekt aufeinander abgestimmt. Ich lerne, dass der Weg von einer Idee zum fertigen Drehbuch lange dauert und viel Abstimmung mit der Regie und den Schauspielern nötig ist. Kein Wunder, dass eine so erfolgreiche Serie wie "In aller Freundschaft" nur mit viel Teamarbeit funktionieren kann.

Fazit: Ein Blick für Details

Am Ende meiner Woche bei der Saxonia Media habe ich einen spannenden und tiefgreifenden Einblick in die vielen unterschiedlichen Gewerke bekommen, die bei einem Serien-Dreh zusammenarbeiten. Besonders klar wird mir: Für eine Szene, die im Fernsehen nur wenige Sekunden dauert, wird unheimlich viel Arbeit und Liebe zum Detail investiert. Es ist faszinierend, wie viele Menschen hinter einer Episode stecken – und wie wichtig es ist, dass jeder seinen Job gut macht.

Ein großes Dankeschön an Elly Schneider, die mich während dieser Woche begleitet und mir diesen spannenden Einblick in die Welt der Fernsehproduktion gegeben hat.

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