"Romy" für "Freud": Produzent Polter über den Serien-Hit

Mit der Romy für "Beste Produktion TV-Fiction" wurden Moritz Polter (Bavaria Fiction), Heinrich Ambrosch (SATEL Film) und Regisseur Marvin Kren für ihre Netflix/ORF-Serie "Freud" jüngst ausgezeichnet. Im Interview spricht Moritz Polter darüber, wie er sich mit der Person Sigmund Freud auseinandergesetzt hat und wo die Herausforderungen gemeinsamer internationaler Produktionen liegen.

Herr Polter, gerade haben Sie die Romy gewonnen in der Kategorie "Beste Produktion TV-Fiction". "Freud" ist in der Anmutung sehr düster und bewegt sich zwischen Biopic und fiktiver Erzählung einer mörderischen Verschwörung. Was hat Sie an dieser Herangehensweise gereizt?

Marvin Kren, Heinrich Ambrosch und ich haben uns bewusst für eine moderne, vielschichtige Erzählweise in einem historischen Kontext entschieden. Wir wollten einen jungen, noch unbekannten Freud zeigen, nicht den älteren Herrn mit Spitzbart und Nickelbrille, der in der Medizin und der Gesellschaft akzeptiert ist. Bei uns ist Freud ein attraktiver junger Mann, dessen revolutionäres Konzept des Unterbewussten und der Einsatz von Hypnose lächerlich gemacht wird. Vom medizinischen Establishment abgelehnt, wendet er seine Methoden an, um gemeinsam mit einem Medium und einem traumatisierten Kriegsveteranen Mordfälle aufzuklären. "Freud" ist eine spannende Mystery-Serie, die die düstere Fin de Siècle-Stimmung in Wien betont - so haben die Zuschauer Freud noch nie gesehen.

Wie haben Sie sich selbst vor der Produktion mit Sigmund Freud auseinandergesetzt?

Neben Freuds späteren Werken habe ich mich vor allem mit der Zeit, in der unsere Serie spielt, auseinandergesetzt, denn Unterlagen über Freud aus seinen Anfangsjahren existieren kaum. Freud selbst hat seine Aufzeichnungen aus dieser Zeit vernichtet und damit Spielraum für Interpretationen und Theorien eröffnet.

"Freud" ist eine Produktion von Bavaria Fiction und Satel Film für Netflix und den ORF. Wo lagen die wesentlichen Herausforderungen bei der Realisierung einer solch großen internationalen Produktion mit diesen gewichtigen Partnern?

Bei Produktionen mit internationalen Partnern, die einen erhöhten Aufwand in der Produktion aber auch in der Vermarktung nach sich ziehen, ist es essenziell, dass man eine gemeinsame Vision für ein Projekt teilt, die jeweiligen Bedürfnisse versteht und sich dennoch nicht aufgrund zu vieler Kompromisslösungen in einem "Europudding" verliert. Eine funktionierende Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist der Schlüssel zum Erfolg: Mit Netflix, ORF, ZDF Enterprises und Satel Film war diese stets lösungsorientiert, und ich denke, man sieht die homogene Zusammenarbeit in der Serie.